Montag, 10.06.2013

Kostenloses Pflegetraining für Angehörige

Das St. Elisabeth-Hospital Beckum führt in Kooperation mit der Universität Bielefeld, unter der Leitung von Prof. Katharina Gröning, und den AOK'en NordWest und Rheinland/Hamburg ein Modellprojekt durch, das unter dem Motto "Familiale Pflege" steht. Mit kostenlosen, praktischen Hilfen sollen Angehörige von Patienten noch in der Klinik auf die künftige Pflegesituation zu Hause vorbereitet werden.

Freuen sich über das kostenlose Angebot für Angehörige: Dipl.-Päd. Anja Klostermann, von der Universität Bielefeld, Pflegedirektor Michael Blank, Heike Füchtenkamp, Marion Küpper und der Vertriebsleiter der AOK, Wolfgang Heese.

Es ist schneller passiert als man denkt: Ein Herzinfarkt, ein Schlaganfall oder ein Oberschenkelhalsbruch. Von einem Tag auf den anderen kann ein Angehöriger plötzlich pflegebedürftig werden. Dann stehen die Familienangehörigen oft unvorbereitet vor großen Herausforderungen und müssen schnelle Entscheidungen treffen. Viele haben den Wunsch, ihre Angehörigen zu Hause zu pflegen. Doch wie soll dieses Vorhaben von heute auf morgen organisiert werden? Sehr oft wird der Übergang vom Krankenhaus in die häusliche Versorgung als Krise erlebt: Die Durchführung der Pflege ist noch mit Unsicherheiten behaftet, da Pflegetechniken noch nicht gelernt und die häusliche Pflegesituation in der Familie noch nicht abgestimmt ist.

In dieser Situation nimmt das St. Elisabeth-Hospital Beckum eine Schlüsselstellung ein, denn hier setzt das Modellprojekt "Familiale Pflege" ein. "Ein Krankenhausaufenthalt dauert heute nur noch ein paar Tage, da ist schnelle Hilfe erforderlich", so die Dipl.-Päd. Anja Klostermann, von der Universität Bielefeld, die das Modellprojekt begleitet. Deshalb bieten die Pflegetrainerinnen und ausgebildeten Krankenschwestern, Heike Füchtenkamp und Marion Küpper, den Angehörigen schon im St. Elisabeth-Hospital einzelfallbezogene Pflegetrainings an. "Hierbei lernen die Angehörigen Pflegetechniken kennen. Es geht um die richtige Lagerung und Bewegung aber auch um Körperhygiene oder praktische Hilfestellungen beim An- und Ausziehen, beim Essen und Trinken", erklärte Heike Füchtenkamp. "Sogar der Einsatz von Hilfsmitteln steht auf dem Übungsplan", ergänzte Marion Küpper. Den Familien wird in Gesprächen aber auch vermittelt, wie sie ein pflegerisches Netzwerk knüpfen, damit nicht die ganze Verantwortung auf den Schultern eines Angehörigen allein abgeladen wird. In dieser Situation müssen mehrere Personen Verantwortung übernehmen, sonst kommt es zu Stress und Erschöpfung der Pflegenden.

"Unser Krankenhaus bietet pflegenden Angehörigen und Interessierten Beratung und praktische Hilfe in Form von Unterweisungen an, die schon frühzeitig, das heißt schon während des Aufenthaltes im Krankenhaus, beginnen. Direkt am Patientenbett werden die erforderlichen Pflegetechniken und Pflegeverrichtungen erlernt, so dass diejenigen, die später die Pflege übernehmen, unter Anleitung die Möglichkeit erhalten, dies selbst zu erproben", erklärte der Pflegedirektor des Hauses, Michael Blank. Auch nach der Entlassung werden der Patient und seine Angehörigen nicht allein gelassen. Die Pflegebegleitung wird auf Wunsch auch im häuslichen Umfeld bis zu sechs Wochen angeboten.

"Das kostenlose Angebot umfasst das Pflegetraining am Patientenbett, Hausbesuche nach der Entlassung und Pflegekurse, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit haben, pflegerische Tätigkeiten unter professioneller Anleitung zu erlernen und zu erproben", erklärte Heike Füchtenkamp, die zusammen mit ihrer Kollegin, Marion Küpper, für ihre Aufgabe geschult wurde. Dieses Angebot gilt unabhängig von der eigenen Krankenversicherung. Der nächste Initialpflegekurs, der jeweils zwölf Stunden umfasst und auf drei Tage verteilt ist, findet am 27.07., 30.07. und 1.8. jeweils von 14:30 bis 18:00 Uhr im St. Elisabeth-Hospital Beckum statt.

Flyer zur Information über das Gesamtangebot liegen im St. Elisabeth-Hospital Beckum aus. Die Anmeldungen für die kommenden Kurse werden schriftlich oder unter der Telefonnummer 02521/841- 8306 (Anrufbeantworter), der Telefonnummer 02521/841-304 montags, mittwochs und donnerstags in der Zeit von 8 bis 13 Uhr oder per E-mail unter pflegeberatung@krankenhaus-beckum.de entgegengenommen.

 

Hintergrund:

Das Modellprojekt wurde an der Universität Bielefeld unter der Leitung von Prof. Dr. Katharina Gröning 2004 initiiert und seither in Kooperation mit IN CONSULT Bochum kontinuierlich weiterentwickelt. Das auf Forschungsergebnissen basierende Konzept will pflegende Eheleute und Angehörige in ihrer Verantwortung durch Beratung, Bildung und Pflegeanleitung stärken.

Pflegefachkräfte und Pflegeexperten der am Modellprojekt beteiligten Krankenhäuser werden im Rahmen einer wissenschaftlichen Weiterbildung für die familiensensible Durchführung der Unterstützungsangebote qualifiziert. 2012 beteiligen sich 251 Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Hamburg am Modellprojekt. 27.151 pflegende Angehörige haben 2012 an Pflegetrainings, Initialpflegekursen und Gesprächskreisen teilgenommen. Laut Evaluationsbericht der Uni Bielefeld fühlen sich 96 Prozent der Teilnehmer durch die Pflegetrainings "gut" oder "eher gut" vorbereitet.