Dienstag, 10.09.2013

St. Elisabeth-Hospital Beckum fordert verlässliche Krankenhausfinanzierung

Austausch mit CDU-Bundestagsabgeordneten Reinhold Sendker

Michael Blank, Martin Mütherich, Burkhard Nolte, Reinhold Sendker, Resi Gerwing, Dr. Jan Deitmer und Dr. Thomas Weber (v.l.) sprachen sich für eine verlässliche Krankenhausfinanzierung aus.

Erst Anfang April hat sich der Bundestagsabgeordnete Reinhold Sendker, CDU, über die Situation der Krankenhäuser im Kreis Warendorf informiert. Der damals ausgesprochenen Einladung, sich die Situation des Akutkrankenhauses in Beckum vor Ort anzuschauen, ist er heute in Begleitung von Martin Mütherich und Resi Gerwing von der CDU Beckum gefolgt. Die Gesprächspartner von Seiten des Krankenhauses, zu denen Burkhard Nolte (Regionalgeschäftsführer), Dr. Jan Deitmer (Kaufmännischer Direktor), Dr. Thomas Weber (Ärztlicher Direktor) sowie Michael Blank (Pflegedirektor) gehörten, führten die Gäste aus der Politik zunächst durch den im letzten Jahr sanierten Eingangsbereich und erläuterten die Umstellung der Krankenhausorganisation auf ein zentrales Aufnahmesystem, das auch noch erweitert werden soll.

"Nach der Umstrukturierung des Erdgeschosses sollen in den kommenden Jahren die Stationen sowie Funktionsbereiche mit neuen Konzepten verbessert werden", führte Dr. Deitmer aus. Das St. Elisabeth-Hospital hat seit Anfang des Jahres eine zusätzliche geriatrische Station in Betrieb genommen. Mit dieser Station ergänzt das Elisabeth Hospital das Angebot an geriatrischen Leistungen im Kreis Warendorf.

 Die finanzielle Lage der Krankenhäuser, die Situation in der Krankenpflege zu der die Ausbildungszahlen und auch die Attraktivität des Berufes zählen sowie Antworten auf die demografische Herausforderung in der Patientenversorgung waren Themen, die die Krankenhausleitung mit dem Bundestagsabgeordneten und den Begleitern aus der örtlichen Politik diskutierten.

Das die Kosten-Erlös-Schere immer weiter auseinander geht, zeigen die Zahlen der deutschen Krankenhäuser: Während die Kosten im Jahr 2013 um voraussichtlich 5 Prozent steigen, sind ihre Erlöse zugleich bei zwei Prozent gedeckelt "Es ist uns wichtig, der Politik bewusst zu machen, dass die Kliniken drohen ins Minus zu rutschen", so Dr. Deitmer. Die Hauptkostentreiber seien vor allem Faktoren, die die Kliniken selbst nicht beeinflussen könnten wie die Energiekosten, Haftpflichtprämien und Lohnsteigerungen von jährlich vier bis sechs Prozent.

Die Vertreter des Krankenhauses begrüßen, dass nach dem Treffen im April zwischenzeitlich ein auf zwei Jahre ausgelegtes Hilfspaket für die Krankenhäuser geschnürt wurde. Die kurzfristige Entlastung durch ein 750-Millionen-Euro-Paket, mit dem die 2000 Krankenhäuser über zwei Jahre gestreckt einen Vergütungszuschlag erhalten, kann in den Augen der Krankenhausleitung nur ein Trostpflaster sein. Benötigt werden langfristig sichere Rahmenbedingungen in der Finanzierung der Krankenhäuser.
Besonders ärgerlich ist, dass die Krankenkassen auf einem dicken Finanzpolster sitzen. Es ist eine prekäre Situation, dass die eine Seite 30 Milliarden Euro hortet und die andere Seite nicht weiß, wie sie ihre Krankenschwestern bezahlen soll", so der Pflegedirektor, Michael Blank. "Wir erwarten auskömmliche Fallpauschalen, die nicht künstlich gedeckelt sind", unterstrich er. Im Abrechnungssystem der Fallpauschalen hätten Häuser mit komplexen Behandlungsfällen und geringer Verweildauer der Patienten gewonnen. "Was machen die Häuser, die leichtere Fälle behandeln?", fragte Dr. Weber stellvertretend für viele Akutkrankenhäuser im ländlichen Raum.

Einigkeit bestand seitens der Verantwortlichen des Krankenhauses darin, dass die Länder ihrer kombinierten Aufgabe der Krankenhausplanung und -investition nicht nachkommen. Nordrhein-Westfalen ist in ihren Augen bereits seit Jahren Schlusslicht bei der Investitionsförderung.

Im Fachgespräch machte Burkhard Nolte außerdem deutlich, wie wichtig der Bereich der Geriatrie in Zukunft werde: "Hier müssen wir noch mehr Durchlässigkeit im System erreichen, so dass die unterschiedlichen Sektoren von niedergelassener Ärzteschaft über die Geriatrie in Krankenhäusern bis zur Reha-Klinik besser miteinander kooperieren können." Weitere Gesprächsthemen waren der Fachkräftemangel im Pflegebereich und der Krankenhausrahmenplan Nordrhein-Westfalens.

 

Zum Thema:

Blick auf die Krankenhäuser in Deutschland:
Mehr als 18 Millionen Mal gehen die Deutschen pro Jahr ins Krankenhaus. Meist sind sie sich nicht bewusst, dass die Häuser wirtschaftlich katastrophal dastehen: Fast ein Drittel der Kliniken schrieb 2011 rote Zahlen. Im Jahr zuvor war es nur ein Viertel. Das geht aus dem Krankenhaus-Barometer des Deutschen Krankenhausinstituts hervor, in dem 245 Kliniken ab einer Größe von 50 Betten befragt wurden. Insgesamt habe sich die wirtschaftliche Lage der Kliniken in den vergangenen zwei Jahren merklich verschlechtert, teilte das Institut mit.

In fast zwei Dritteln der Krankenhäuser gingen die Umsätze zurück. Nur ein Viertel schätzte seine Wirtschaftslage im Jahr 2011 als gut ein. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) vermutet, dass Kürzungen in Milliardenhöhe die Lage ebenso verschärfen wie die steigenden Kosten für Personal, Materialien und Energie. Auffällig schlecht schneiden die mittelgroßen Kliniken ab. Der Anteil der Kliniken, die einen Jahresüberschuss erwirtschafteten, sank von 75 auf 58 Prozent.