Donnerstag, 24.09.2009

Neue OP-Checkliste beugt Komplikationen von Anfang an vor

Die Gewährleistung größtmöglicher Sicherheit für den Patienten bei Operationen ist ein bedeutendes Thema und eine Daueraufgabe in jedem Krankenhaus. Das St. Elisabeth-Hospital hat sich ihr auf neue Weise gestellt: Eine Projektgruppe hat eine eigene, speziell auf die Situation im Haus zugeschnittene „OP-Sicherheits-Checkliste“ erarbeitet.

Im Vordergrund: Fr. Vöge Projektleiterin/Ltg.OP-Management mit Herrn Rinke, Oberarzt Anästhesie.

Ähnlich wie beim Start eines Flugzeugs wird dabei in drei Abschnitten – vor Einleitung der Narkose, vor dem ersten Hautschnitt und bevor der Patient den Operationssaal verlässt – stichpunktartig alles überprüft, was zur Gefährdung des Patienten führen könnte. „Dadurch wird die Sicherheit für den Patienten maßgeblich verbessert und Komplikationen schon im Vorfeld vorgebeugt“, so Petra Vöge, Leiterin des Projektes „OP-Checkliste im St. Elisabeth-Hospital“.

Entscheidend für die Entwicklung der Liste war u. a. ein Anästhesiekongress in Bochum im März, an dem die Beckumer Anästhesiepflegerin teilnahm. Dort wurden die Wichtigkeit und die wachsende Bedeutung solcher Listen nachdrücklich betont: Fehler und Versäumnisse, ursächlich für mehr als die Hälfte aller Komplikationen bei chirurgischen Eingriffen, ließen sich mit deren Hilfe weitgehend eliminieren. Ziel ist, Standardmaßnahmen zu definieren, die die Sicherheit für den Patienten bei operativen Engriffen verbessern. So hat beispielsweise eine von der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie empfohlene Sicherheits-Checkliste bei Tests in weltweit acht Ländern OP-Komplikationen um ein Drittel gesenkt. In Großbritannien, Irland, Jordanien und auf den Philippinen wurde sie bereits verbindlich eingeführt. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO hat eine 19 Punkte umfassende Sicherheits-Checkliste vorgelegt.

In Deutschland sind entsprechende Listen ebenfalls auf dem Vormarsch: Die private Helios-Krankenhausgruppe hat – nach einer viermonatigen Pilotphase – in 20 ihrer Kliniken die Liste der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie bereits im Jahr 2008 eingeführt. Die für das St. Elisabeth-Hospital Beckum entwickelte Liste umfasst u. a. die erneute Prüfung wichtiger Fragen unmittelbar vor jeder Operation: Hat der Patient seine Identität bestätigt? Liegen die Einwilligung für die Narkose sowie den durchzuführenden Eingriff vor? Sind alle Befunde vorhanden? Ist eine Antibiose-Prophylaxe angezeigt? Immerhin konnte allein durch die rechtzeitige Gabe von Antibiotika die Infektionsrate in Krankenhäusern, die mit entsprechenden Checklisten arbeiten, um 30 Prozent gesenkt werden. Auch Verwechslungen von Patienten – ein in Deutschland extrem seltenes Vorkommnis, das aber immer gravierende Folgen hat – lassen sich damit ausschließen.

Ärzte aller operativen Fachrichtungen waren am Projekt „OP-Checkliste“ in Beckum beteiligt, ebenso OP-Pflege, Anästhesiepflege und Qualitätsmanagement. Diese breite Aufstellung war für die Akzeptanz und Durchführung von großer Bedeutung. Begonnen wurde das Projekt im März. Im Juni startete ein vierwöchiger Probelauf. Nach Abschlussbesprechung und Auswertung der Evaluationsbögen begann der „Echtstart“ dann im Juli. „Qualitätsverbessernde Maßnahmen – mit zahlreichen Aktivitäten im Qualitätsmanagement wie u. a. die Arbeit in Projektgruppen – sowie das Risikomanagement sind fester Bestandteil der Wertvorstellung unseres Leitbildes“, so Petra Vöge. Durch die Sicherheits-Checkliste, die für das St. Elisabeth-Hospital entwickelt und speziell auf die Bedürfnisse des Beckumer Krankenhauses abgestimmt wurde, sei die Sicherheit für die Patienten maßgeblich verbessert und schon im Vorfeld Komplikationen vorgebeugt worden.