Donnerstag, 05.11.2009

Operation ohne sichtbare Narbe

St. Elisabeth-Hospital nutzt neue Methode zur Gallenblasen-Entfernung

Beckum. Entfernung der Gallenblase – das steht pro Jahr bei etwa 120 Patienten des St. Elisabeth-Hospitals auf dem OP-Plan. Ein Routine-Eingriff, der schon bisher minimal-invasiv durchgeführt wurde. Dabei wurden die notwendigen Instrumente durch vier kleine Einschnitte in die Bauchdecke eingeführt. So blieben nur kleine Narben nach dem Eingriff übrig. Seit Oktober gibt es gar keine sichtbaren Narben mehr: Denn Dr. Thomas Weber, Chefarzt der Hauptabteilung für Chirurgie, und sein Oberarzt Dr. Tobias Margott nutzen seither für den Eingriff statt vier nur noch eine Öffnung. „Wir gehen durch die natürliche Narbe im Bauch, den Bauchnabel“, erläutert Dr. Margott.

Zunächst wird der Bauchnabel ein wenig eingeschnitten, um den Zugang zum Bauchraum zu schaffen. Hierin wird ein Teil fixiert, das die Ärzte wegen seiner Form, Farbe, Größe und Festigkeit „Marshmallow“ nennen. Von oben betrachtet sieht dieser Marshmallow wie ein großer Mantelknopf aus, denn er hat vier Löcher. Durch eines wird die Mini-Kamera in den Bauch eingeführt, mit deren Hilfe die Operateure auf dem Bildschirm den Fortgang der Arbeiten verfolgen. Durch zwei weitere Löcher werden die Operationsinstrumente zur OP-Stelle bewegt, und das vierte und letzte Loch schließlich nimmt den Schlauch auf, mit dem Kohlendioxid in den Bauch gepumpt wird, um ihn aufzublähen und so mehr Platz im Bauchraum zu schaffen.

Das Verfahren gibt es erst seit Anfang des Jahres; es gilt als hochinnovative Weiterentwicklung der minimal-invasiven Chirurgie. Von den Operateuren ist dabei genauestes Arbeiten auf engem Raum gefordert. Die Operation dauert geringfügig länger als ein bisher üblicher Eingriff. Für die Entfernung einer Gallenblase muss eine Stunde eingeplant werden. Da das dabei verwendete Operationsbesteck, das mit Gelenken ausstattet ist, nur jeweils einmal verwendet werden kann, entstehen für das Hospital auch höhere Kosten.

Aber: „Es bleiben keine Narben, außer der von Natur aus vorhandenen“, umschreibt Dr. Margott den großen Vorteil für Patienten, die nach dieser Methode operiert werden können. Das sind derzeit nicht alle. Voraussetzung für einen solchen Eingriff ist, dass die Patienten nicht stark übergewichtig sind. Diese Methode ist nur bis zu einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 anwendbar, weil sonst zu viel Fettgewebe schlicht im Weg ist. Ausgeschlossen sind auch Voroperierte und solche Patienten, die unter Steinen in den Gallenwegen leiden. Hier muss dann wie bisher operiert werden, entweder mit der Vier-Loch-Methode oder dem klassischen Schnitt.

Die Patienten bekommen von der Operation nichts mit, denn sie erfolgt in Vollnarkose – so wie bei den anderen OP-Möglichkeiten auch. „Sie sehen anschließend nur, dass man nichts sieht“, so Dr. Margott.