Donnerstag, 13.01.2011

Russische Chirurgin zu Gast im St. Elisabeth-Hospital Beckum

„Es war mein größter Wunsch, einmal in einem deutschen Krankenhaus einen Operationssaal zu besuchen“, erklärte die Chirurgin Sofia Sinila, die in Minsk als Dozentin an der Hochschule und als Ärztin tätig ist. Mit offenen Armen wurde sie im St. Elisabeth-Hospital Beckum empfangen und der ärztliche Direktor, Wolf-Dieter Oberwetter, lud dazu ein, sich den aktuellen Standard anzuschauen.

Über die Ausstattung der Operationssäle informierten Dr. Igor Klovznik, Dr. Bettina Brockmann (v.l.) und Dr. Winfried Rinke (r.) die Chirurgin Sofia Sinila (2. v.r.), die zu Gast im St. Elisabeth-Hospital in Beckum war.

Dass sich die engagierte Frau derzeit in Beckum aufhält hängt damit zusammen, dass sie eine Ausstellung begleitet, die über die Folgen der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl, vor 25 Jahren, berichtet. Als Zeitzeugin gibt sie hier Auskunft und kann als Betroffene Fragen beantworten.  

„Im Jahr 1992 begleitete ich Kinder aus Tschernobyl nach Italien und besuchte eine Klinik in Turin“, erinnert sich die Chirurgin. „Der Unterschied war damals gewaltig“, stellte sie fest. Seinerzeit sah sie zum ersten Mal, dass es für Operationen Handschuhe in verschiedenen Größen gab, während in ihrer Heimat nur eine Einheitsgröße zur Verfügung stand. Auch verschiedene Medikamente und die modernen Narkosegeräte versetzten sie in großes Erstaunen.

„Vor drei Jahren wurden auch in unseren großen Städten, wie Minsk und Kiew, die OP-Säle modernisiert“, erzählte sie und die Chirurgen erhielten die Möglichkeit, in Ländern wie Japan, Italien oder Deutschland Berufserfahrung zu sammeln. Oftmals werden heute auch die medizinischen Geräte von deutschen Firmen gesponsert und ein Erfahrungsaustausch unter Kollegen in Berlin organisiert.      

 „Ich bin positiv überrascht über die gute Ausstattung am St. Elisabeth-Hospital in Beckum“, erklärte Sofia Sinila, die besonders die Freundlichkeit der Mitarbeiter schätzte. Dass die Operation für eine Prothesenanlage in Deutschland von der Krankenkasse bezahlt wird verwunderte sie. „In Weißrussland müssen die Patienten diesen Eingriff selbst bezahlen“, so Sinila, die bedauerte, dass sich dadurch nur gut verdienende Menschen einen solchen Eingriff leisten können.  

Als Dolmetscher stand ihr vor Ort der Oberarzt Dr. Igor Klovznik, zur Verfügung, der fließend Russisch und Deutsch spricht. Als Muster nahm sich die Gastärztin Formulare von der Intensivstation des heimischen Krankenhauses mit, um diese auch in Minsk einzuführen.  

„Es ist bemerkenswert, dass Beckum eine so engagierte Tschernobylinitiative hat“, betonte Sinila. In ihren Augen ist es wichtig, dass die Kinder aus den Gebieten um Tschernobyl einmal im Jahr einen Aufenthalt in einem anderen Land machen, um sich zu erholen. Diese Ansicht teilt auch Dr. Bettina Brockmann, 1. Vorsitzende der Tschernobyl Initiative Beckum, die ebenfalls am St. Elisabeth-Hospital Beckum tätig ist.